Wann ist eine Violine echt oder falsch?

    • Offizieller Beitrag

    Betrachtungen zur Echtheit beim Streichinstrument

    Alte Streichinstrumente – wohl kaum ein Streicher kann sich dem Reiz entziehen den sie ausüben. Sie inspirieren die eigene Spielweise und erfreuen das Ohr. Die Bäume, aus denen die Violinen entstanden, wuchsen vielleicht gerade, als Johannes Gutenberg den Buchdruck erfand oder als Martin Luther die Bibel ins Deutsche übersetzte. Von einem verständigen Geigenbauer beurteilt und für gut befunden, wurde das Holz jahrelang – oft jahrzehntelang – gelagert; manchmal von Generation zu Generation weitergegeben, bis es schließlich zu einer Violine geformt wurde. Kein Wunder also, dass dieses knappe Gut alter Instrumente heute begehrt und hoch gehandelt wird. Man steht nun vor dem Problem, das Passende auszuwählen. Wie es im Preis – Leistung - Verhältnis zu beurteilen und auf Echtheit zu prüfen ist.

    Fangen wir mit der Echtheit an. Was ist echt? Oder - was gilt heute als echt?

    Zu der Zeit, als die Werke geschaffen wurde, war es dem Erbauer meist gar nicht so wichtig, seinen Namen in Form eines Zettels zu hinterlassen. Diesen Umstand kann man unter anderem daran ablesen, dass bewusst Zettel mit Druckfehlern oder veralteten Jahreszahlen verwendet wurden. Oft wurden auch die Zettel vom Vater übernommen und aufgebraucht. Man fand es einfach nicht für nötig hier eine Korrektur vorzunehmen, da man keinen besonderen Wert darauf legte. Eine Imagepflege, wie sie heute betrieben wird, war damals weitgehend unbekannt. Erst später wurde - ähnlich wie in der Malerei - immer mehr Wert auf die Authentizität eines Werkes, sei es im Instrumentenbau oder in der Kunst, gelegt. Dies geht mit dem seit der Französischen Revolution und der modernen Philosophie veränderten Denken und dem damit verbundenen Stellenwert der Kunst und des Individuums einher.

    Auch wurden die Instrumente damals, von wenigen Ausnahmen abgesehen, bei weitem nicht so hoch gehandelt wie heute. Als dann schließlich bestimmte Stars auftraten, wie z.B. Paganini, begann die Nachfrage nach bestimmten "Marken", wie z. B. Guarneri. Dies trieb natürlich im Laufe der Zeit den Preis in die Höhe. (interessanterweise waren vor Paganini die Geigen der Guarneri gar nicht so begehrt. Manch ein Straßenmusiker soll damals sogar eine gespielt haben).

    Mit den steigenden Preisen kamen natürlich auch handfeste materielle Interessen zum Vorschein. Ein Copyright im heutigen Sinne gab es nicht. Ein Geigenzettel ist auch nicht gerade schwer auszutauschen, nachzuahmen oder zu verfälschen und so war es einem Manchen nicht möglich, der Versuchung zu widerstehen, eine Guarneri oder Stradivari "herzustellen".

    Da die Instrumente oftmals schnell von Hand zu Hand gingen, ist auch kaum mehr nachzuweisen, wer sie gebaut hatte. Anders als bei Gemälden, die schon seit Jahrhunderten beispielsweise im Vatikan sind – und dadurch eindeutig dem Künstler zuzuordnen sind, lassen sich eben die Violinen, Celli und Violas nicht so einfach, wenn überhaupt, bis zum Erschaffer zurückverfolgen. Wie sollte es nun auch zu erklären sein, dass heute nur ca. 30 alt-italienische Geigenbauer durch ihre Werke populär oder zumindest bekannt sind und sich die Hunderte anderen nicht dieser Beliebtheit erfreuen? Geschweige die Frage aufzuwerfen, wo deren Instrumente geblieben sind...

    Wir erwähnten bereits den Zettel. Man kann ihm in aller Regel nicht vertrauen und dessen sollte man sich beim Kauf einer alten Geige stets bewusst sein. Scherzhaft wurde schon gesagt, der Zettel sage wenigstens schon mal aus, was es nicht ist. Was ist also eine "echte" Geige? Nun das kommt darauf an, in welchem Sinne man dieses "echt" gebrauchen möchte. Man könnte natürlich sagen, echt ist sie dann, wenn sie mit Sicherheit einem bestimmten Meister zugeordnet werden kann.

    Dabei gilt zu berücksichtigen, dass auch ein "echtes" Instrument, verfälscht sein kann. Nämlich dann, wenn es in wesentlichen Teilen (Decke, Boden, Zargen, Lack und Schnecke) im Laufe der Zeit bewusst oder unbewusst so verändert worden ist, dass man nun nicht mehr guten Gewissens von einem Original sprechen kann.

    So kommen wir vom Terminus Original über Verfälschung zum Begriff Kopie. Hier müssen wir sehr differenziert vorgehen. Die Schaffung einer Kopie als solches ist wertfrei in Bezug auf Ehrlichkeit oder Betrug. Betrug wird es erst dann, wenn man sie als "Original" verkaufen möchte. Eine Kopie kann dabei vom Original kaum unterscheidbar sein. Hierfür bekannt sind z. B. die Gebrüder Voller (England). Sie fertigten eine Kopie einer Stradivari an, die von einer ganzen Reihe Experten für echt gehalten wurde und auch entsprechende Zertifikate bekam. Die Vollers verkauften aber besagtes Instrument als eine "Stradivari-Kopie. Es handelte sich also nicht um eine Fälschung. Einige Zeit später tauchte diese Geige aber als eine mit Expertisen von namhaften Experten versehene "Stradivari" auf dem Markt auf. Aus der Kopie wurde eine Fälschung – vorgenommen durch einen gierigen Händler. Aufgeflogen ist dies nur, weil William Voller, der eigentliche Hersteller, eine eidesstattliche Erklärung abgab, dass er der Erbauer dieser Stradivari – Kopie sei.

    Aus einer Kopie wird also erst dann eine Fälschung, wenn sie als etwas verkauft wird, was sie nicht ist. Der Begriff Kopie kann noch erweitert werden – und zwar im Sinne einer Modellwahl. Es sind ja viele (mehrere Hunderttausende oder gar Millionen) z. B. böhmische Instrumente im Umlauf, die einen Stradivari Zettel haben. Diese - im weitesten Sinne - Kopien, sind praktisch in Anlehnung eines sozusagen linienreinen Originals gebaut worden.

    Echte Originale, im Sinne epochaler Weiterentwicklungen freilich gibt es nur wenige. Es waren dies insbesondere die Werke der Amati, Stradivari, Guarneri und nicht zuletzt auch des großen Tiroler Meisters, Jakob Stainers. Viele Generationen betrachteten deren Werke als Ideal, dem es nachzueifern galt. Natürlich nicht ohne ihren Violinen den Stempel der Individualität der eigenen Stil- und Handwerkskunst aufzuprägen.

    Dieser kleine Exkurs soll die Unterschiede zwischen den Begriffen Original, Kopie, Verfälschung und Fälschung deutlicher machen. Denn auch jede böhmische Fiedel eines x-beliebigen Herstellers ist eben auch ein Original – eine original böhmische Geige eben...

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