Was ist eine alte Geige wert?

    • Offizieller Beitrag

    Ist meine Geige wertvoll? Wie kann man überhaupt den Wert ermitteln? Wo kann man den Wert einer Geige einschätzen lassen? Wer stellt ein Wertgutachten für Violinen aus? Dies alles sind Fragen, die sich der eine oder andere interessierte Leser stellt weil er eine Geige gefunden oder geerbt hat.

    Bevor diese Fragen näher erörtert werden, könnte man noch eine andere, auf den ersten Blick ähnliche Frage stellen: Wonach richtet sich der "Wert" einer Geige?

    Für einen Musiker kann eine bestimmte Geige einen erheblichen Wert haben, der sich wenig oder gar nicht in finanziellen Einheiten ausdrücken lässt. Er mag den Wert nach dem Klang des Instrumentes bemessen. Oder weil ihm die Geige aufgrund der Form, der Abmessung oder sonstiger baulicher Gegebenheiten besonders gut liegt. Weil sie seinem individuellen Spielstil am besten unterstützt. Weil sie ihn inspiriert. Für einen Sammler mag der Wert einer Geige in ihrer Einzigartigkeit oder Seltenheit begründet liegen. Oder aber in der Bedeutung, die eine bestimmte Geige für seine Sammlung hat (wenn er z. B. einen bestimmten Sammel-Schwerpunkt hat usw.).

    Für einen wissenschaftlich arbeitenden Leiter einer musealen Instrumentensammlung ist ein Instrument, das im Originalzustand ist (mit originalen Wirbeln, Bassbalken usw.) von großem Wert. Für Musiker und Sammler unbrauchbar bzw. uninteressant, zählt es in einem Museum zu einem der kunsthistorischen Schätze.

    Für all diese Gegebenheiten kann sich der "Wert" einer Geige subjektiv ermessen lassen. Spiegelt sich dieser Wert jedoch stets im Preis wider, den man am Markt erzielen kann?

    Preisfindung bei einer alten Geige

    Aus allen oben genannten Ambitionen, denen der Sammler, der Musiker, der Wissenschaftler usw. ergibt es sich ein Marktwert. Das heißt, das Interesse (wenn auch unterschiedlicher Natur) an einem Instrument erhöht dessen finanziellen Wert oder Preis.

    Preis bestimmend dabei ist in erster Linie wer das Instrument gebaut hat bzw. dessen Ruf oder Wertschätzung als Geigenbauer; dann der Zustand des Instrumentes in Abhängigkeit seines Alters und dann sein musikalischer Wert. Wobei letzteres bei der Erstellung einer Expertise keine Bedeutung hat, wie weiter unten noch erklärt wird. Weitere Faktoren sind: künstlerische Aspekte, Schönheit und die Vergangenheit der Geige (wer hat sie bis jetzt gespielt). Einigen Geigenbauern ist es gelungen, nicht nur ansprechende Musikinstrumente zu schaffen, sondern sie durch die Formgebung, Proportion und Gesamtkonzeption in den Bereich der Kunst zu erheben. Modelle, die keinen nennenswerten künstlerischen Anspruch haben, können dennoch sehr "schön" sein. Eine Geige, die beispielsweise von Yehudi Menuhin oder Paganini gespielt worden ist, dürfte auch ein Mehr an Aufmerksamkeit erfahren. Natürlich gibt es auch Instrumente, die all diese Ansprüche auf einmal vereinen und deshalb in der heutigen Zeit mit astronomischen Summen bedacht werden.

    Die Herkunft kann von einem Fachmann beurteilt werden. Diese Bestätigung ist nicht absolut, sondern basiert auf Erfahrung und Wissen des Experten. Hier ist es ähnlich wie mit der Geige selbst: So wie der Wert der Geige vom Ruf des Erbauers abhängt, so hängt der Wert einer Expertise vom Ruf des Experten ab. Beispielsweise ist die Einschätzung eines Hill / London über die Echtheit eines alten Cremoneser Instruments von Stradivari, Bergonzi, Amati usw. unvergleichlich mehr wert, als die von XY.

    Ich habe es schon des Öfteren erlebt, das namhafte Experten, sich nicht festlegen können und wollen, weil sie mit den Instrumenten eines infrage kommenden Erbauers nicht so gut vertraut sind. Dies ist kein Mangel an Qualifikation, sondern zeigt zum einen die Komplexität des Problems und zum anderen die Ehrlichkeit des Experten. Vorsicht ist bei (selbsternannten) Experten angebracht, die scheinbar die Werke aller ca. 10.000 Geigenbauer der letzten Jahrhunderte in kurzer Zeit identifizieren können.

    Auch in der Geigenkennerschaft haben sich Spezialisten herausgebildet. Jemand, der sich mit deutschen Geigen sehr gut auskennt, muss nicht unbedingt auch Fachmann für italienische Geigen sein. Ein guter Geigenbauer muss nicht zwangsläufig ein guter Kenner alter Geigen sein. Es kommt letztlich darauf an, wie viele und welche Instrumente man die Gelegenheit hatte, zu studieren. Händler und Reparateure haben oft mehr Möglichkeiten sich dieses Wissen anzueignen. Die Sammlung entsprechender Referenzinstrumente ist sehr aufwändig, aber unter Umständen nötig, um wahre Kennerschaft zu erlangen.

    Will man also den optimalen Preis für sein Instrument erzielen, ist eine anerkannte Expertise sicherlich empfehlenswert. Oder in anderen Worten wird sie dabei helfen, das Instrument entsprechend seines finanziellen Marktwertes am Markt auch angemessen platzieren zu können. Sie ist aber noch kein Garant dafür, diesen Preis auch erzielen zu können.

    Reparaturen und Beschädigungen, Risse und Ähnliches werden wie bereits erwähnt, den Preis beeinflussen. Hierbei kann man beobachten, dass Beschädigungen und Reparaturen "wertvollen" Instrumenten im Preis nicht so sehr schaden wie durchschnittlichen Instrumenten. So gilt ein gut reparierter Stimmriss bei einem namhaften Instrument als guter Zustand. Derselbe Makel kann einer gut klingenden Manufakturgeige einen großen Teil ihres finanziellen Wertes rauben. Natürlich spielt hier auch das Alter eines Instrumentes eine Rolle. Bei einer sehr alten Geige ist davon auszugehen, dass sie schon viele Reparaturen "erlebt" hat. Daher fällt hier ein Riss mehr oder weniger nicht so sehr ins Gewicht, wie bei einem Instrument, das erstmalig einen Schaden aufweist und nicht so alt ist. Weitere Informationen über die Wertminderung bei bestimmten Schäden finden Sie hier: Die wert- und tonmindernden Schäden alter Instrumente.

    Auch an dieser Stelle nochmals der Kerngedanke: Eine Geige ist so viel wert, wie jemand bereit ist dafür zu bezahlen. Man kann also noch so viele Preisvorstellungen auf einem Papier oder im Kopf haben, wenn der Markt nicht bereit ist, diese anzunehmen, so bleibt dies nur ein Preiswunsch.

    Der Marktwert einer Geige wird daher in erster Linie von Sammlern und Händlern beeinflusst. Durch das Interesse dieser beiden Gruppen entstehen Preise, die zum Teil weit über den musikalischen Wert hinausgehen. Diese Tatsache mag sich für manchen Berufsmusiker insofern negativ auswirken, weil er aufgrund begrenzter finanzieller Mittel nicht an die Instrumente gelangt, die er eigentlich zur Ausübung seiner Kunst brauchen würde.

    Das soll nun nicht heißen, dass der Musiker keinen Einfluss auf den Geigenmarkt hat. Nur bei der Beurteilung des Marktwertes von Instrumenten ist es im Prinzip unmöglich, auf das musikalische Potenzial einzugehen. Der Klang einer Geige hängt von sehr vielen Faktoren ab: der Besaitung, dem Steg, der Stimme, dem Bassbalken (und der Relation all dieser Dinge zueinander) und nicht zuletzt vom Spieler selbst. Wie will man nun diesen höchst variablen Gegebenheiten bei der Wert- bzw. Preiseinschätzung eines Instrumentes Rechnung tragen? Das wäre unmöglich. So geht man eben davon aus, dass eine gute Geige von einem namhaften Hersteller in gutem Zustand und unter der Voraussetzung dass sie richtig eingestellt ist gut klingen wird.

    Interessant ist auch folgende Beobachtung: Spitzeninstrumente klingen durch unterschiedliche Spieler auch unterschiedlich, während durchschnittliche Instrumente eher gleich klingen, obwohl unterschiedliche Spieler am Werke sind. Dies hängt damit zusammen, dass die Spitzeninstrumente eher in der Lage sind, die Nuancen unterschiedlicher Spielweise aufzunehmen und wiederzugeben. Dies nur noch als weiterer Aspekt, wie schwer es wäre, bei der Preisfindung durch eine Expertise den musikalischen Wert mit einzubeziehen.

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