Was tun bei Geigen mit Stradivari - oder Stainer - Zettel?

    • Offizieller Beitrag

    Informationen für den interessierten Streicher

    Viele Diskussionsforen sind voller Beiträge wie: Ich habe eine Geige mit Zettel "Antonius Stradivarius..." oder "Jacobus Stainer..." usw. - wie kann ich herausfinden was meine Geige wert ist? Diese Namen entfachen in der Tat das Interesse, da sich herumgesprochen hat, dass deren Instrumente sehr hoch gehandelt werden.

    Bevor sie weiter lesen: ein endgültiges Urteil kann nur ein Fachmann abgeben, der ihr Instrument in Händen hatte. Ziel dieser Informationen ist es lediglich, einige Denkanregungen zum Thema zu geben.

    Weitere Namen die oft auftauchen: Guarneri, Amati, Klotz, Gasparo da Salo, Giovanni Paolo Maggini, Tecchler. Für diese Namen gilt analog was unter Stradivari und Stainer erklärt wird.

    Sie können auch gerne in unserem Forum Bilder ihrer Geige zeigen um eine erste unverbindliche Einschätzung zu erhalten.

    Allgemeines zum Einschätzen von Streichinstrumenten

    Am Zuverlässigsten und Einfachsten ist, sich eine mündliche Einschätzung eines vereidigten Sachverständigen oder eines kundigen Geigenbauers oder Händlers einzuholen. Eine telefonische Wertschätzung funktioniert leider nicht zufrieden stellend, daher ist es notwendig, das Instrument zu zeigen.

    Wenn man eine Wertangabe für z. B. eine Versicherung benötigt, dann sollte man von einem vereidigten Sachverständigen ein Wertgutachten anfertigen lassen. Dies kostet in der Regel zwischen 3 - 5 % des geschätzten Wertes. Der Wert ist dann als Wiederbeschaffungswert zu verstehen. Dies bedeutet nicht, dass man diesen Preis auch ohne weiteres am Markt erzielen kann.

    Adressen von vereidigten Sachverständigen im Geigenbauerhandwerk finden Sie z. B. unter http://www.miz.org/. Sie brauchen in die Suche auf der Hauptseite nur die Wörter "Sachverständiger" und "Geigenbau" einzugeben. Sogleich finden Sie einige Namen von öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen. Sollte in Ihrer Nähe keiner zu finden sein, so könnte man noch bei der örtlichen Handwerkskammer nachfragen wer in der Region als vereidigter Sachverständiger des Geigenbauhandwerks tätig ist.

    Wenn ihnen ein Sachverständiger sagt, dass er nicht in der Lage ist, etwas zu Herkunft und Wert ihres Instrumentes zu sagen, so zeugt dies nicht von mangelnder Kompetenz. Ein verantwortungsvoller Experte wird sich nur verbindlich zu Instrumenten äußern, die auch in seinem Erfahrungsbereich liegen.

    Neue Geigen, Bratschen, Celli und Kontrabässe

    Gemeint sind Instrumente von lebenden bzw. noch tätigen Geigenbauern. Hier ist es am einfachsten, direkt vom Erbauer Informationen oder Preislisten über die gegenwärtigen Verkaufspreise einzuholen. So hat man einen Anhaltspunkt für einen etwaigen Verkauf.

    Instrumente mit Stradivari-Zettel

    Immer wieder taucht die Frage auf, ob es heute noch möglich ist, auf irgendeinem Dachboden eine unentdeckte Stradivari zu finden. Theoretisch mag dies möglich sein, ist aber sehr unwahrscheinlich.

    Es kann aufregend und spannend sein, eine Geige mit einem "Stradivari" - Zettel zu finden. Bevor man hier versucht ist, einen Sachverständigen aufzusuchen einige Hinweise im Vorfeld:

    Es gibt in Deutschland Zigtausende von Geigen mit solch einem Zettel. Es wurden in Böhmen, Sachsen und anderswo gerne solche Zettel eingeklebt. Teils um sich mit dem berühmten Namen zu schmücken, oder weil es sich um ein Instrument handelt, das mehr oder weniger in Anlehnung an Stradivaris Modell gebaut wurde.

    Solch ein Instrument kann von ca. 100 Euro bis einige tausend Euro wert sein. Dies ergibt sich dann aber aus der Qualität des Streichinstrumentes bzw. dessen tatsächliche Herkunft, nicht aber aufgrund des Zettels.

    Vielleicht ist es auch möglich, einige Informationen zu beschafften, wer das Instrument früher gespielt hat. Ist es aufgrund dieser Informationen wahrscheinlich, dass es sich um ein hochwertiges Instrument handelt (beispielsweise wenn der Großvater Berufsmusiker war)? Oder wurde es von einem Vorfahren lediglich zum Ausprobieren oder Lernen angeschafft?

    Wohlgemerkt, diese Fragen klären nicht den Wert des Instrumentes. Aber sie können eine Entscheidungshilfe sein, ob man sich auf den Weg zu einem Sachverständigen machen sollte. Wenn man sich dazu entschließt, dann bitte nicht allzu traurig sein, wenn es sich um eine eher einfache Geige handelt. Vielleicht findet sich in der Familie jemand, der Lust hat, darauf zu lernen...

    Informationen zu Stradivari

    Es gab drei berühmte Geigenbauer mit diesem Namen:

    1. Antonius Stradivarius, geboren ca. 1644 in Cremona, gestorben 1737 in Cremona.

    2. Francesco Stradivarius (Sohn von 1.) geboren 1671, gestorben 1743.

    3. Omobono Stradivarius (Sohn von 1.) geboren 1679, gestorben 1742.

    Sollte das Baujahr auf dem Zettel ihrer Violine nicht mit der tatsächlichen Lebenszeit übereinstimmen, dürfte einem das zu denken geben. Oft finden sich auf nachgeahmten Stradivari-Zetteln Schreibweisen, die darauf hindeuten, dass der Verfasser des Textes die Namen wie z. B. Cremona oder Stradivari nur aus dem Hörensagen kannte.

    Beispiele für Stradivari - Zettel wie sie in der Geigenliteratur dargestellt und für echt befunden werden:

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    Instrumente mit Stainer-Zettel

    Ebenso wie bei Stradivari gibt es auch Zigtausende Geigen mit einem Stainer - Zettel. Dies ist nicht weiter verwunderlich, denn er hat ein eigenes Violinen-Modell geschafften, das den Geigenbau in Deutschland und Österreich, ja sogar in England, Frankreich und Italien lange Zeit geprägt hat. Stainers Instrumente waren zu seinen Lebzeiten sogar bekannter, teurer und berühmter als diejenigen Stradivaris. Bach, Beethoven und Mozart sollen Geigen von ihm besessen und mit großer Wertschätzung gespielt haben. Dies lag unter anderem daran, dass Stainer wie kein anderer den Geschmack in Bezug auf Geigenklang seiner Zeitgenossen getroffen hat.

    Heute werden seine Instrumente hauptsächlich von Sammlern begehrt, da sie sich für den gegenwärtigen Konzertbetrieb in der Regel nicht so gut eignen. Dennoch werden seine Werke bis zu 200.000 Euro (Quelle: Taxe der Streichinstrumente 16. Auflage, Seite 221) gehandelt. Demnach wäre der Fund einer echten Stainer auch eine feine Sache.

    Aufgrund der Beliebtheit Stainers wurden viele der im 19. Jahrhundert industriell gefertigten Instrumente nach seinem Modell in unterschiedlicher Qualität gebaut und mit gedruckten Stainer - Zetteln versehen. Diese weisen jedoch lediglich auf das verwendete Modell hin.

    Deshalb bitte auch hier nicht zu enttäuscht sein, wenn es sich nicht um eine echte Stainer - Geige handelt. Ihre Geige kann trotzdem von ca. 100 Euro bis einige tausend Euro wert sein.

    Informationen zu Jacobus Steiner

    Geboren 1617 oder vor 1617 in Absam, gestorben 1683 in Absam.

    Sollte das Baujahr auf dem Zettel ihrer Violine nicht mit der tatsächlichen Lebenszeit übereinstimmen, so sollte einem das zu denken geben.

    Beispiel für einen Stainer - Zettel wie er in der Geigenliteratur dargestellt und für echt befunden wird:

    geige-stainer-zettel

    Jacobus Stainer verwendete handgeschriebene wie auch gedruckte Zettel. Nach 1665 aber nur noch handgeschriebene.

    Weitere Informationen über Jacobus Stainer

    Weitere Informationen finden Sie auch hier - Thema "Echt oder Falsch"

    Grundsätzliches zur Preisfindung bei Streichinstrumenten finden Sie hier:

    Thema "Wonach richtet sich der Wert einer alten Geige"

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